Handwerk, Gewerbe und Berufe

Aus den schriftlichen Quellen werden uns verschiedene, zum Teil nicht mehr vorhandene, Berufe überliefert.

1540 wird in Leifers der Steinmetz Michael Winkler genannt (Vfb. B. 1540, fol. 119).
1543 arbeiten am Burgerhofe Maurer und Zimmerleute.
1544 saß Hans Steinpacher, genannt der Saliterer, auf dem Egarterhof. Er hatte vom Zeughausverwalter zu Innsbruck das Sallitersieden (Salpeterherstellen) in Pacht erhalten (Vfb. B. 1547, fol. 16).
1588 wird der Schneider Erhard Ulseß in Leifers genannt.
1632 wird beim Kölblgasthof ein Schneiderhäusl erwähnt. Der Tschuffenerl wird im 16. Jh. der Weber genannt, ein Zeichen, daß dort gewebt wurde.
1646 Georg Paldauf, Maister des Pinderhandwerks in Leifers.
1653 Leonhart Planer, Pinter.
1590 Simon Prock, gewesterparbierer.
1703 Thomas Kiemb, Krebsfischer zu Leifers.
1707 Mathias Thall, Peckenknecht.
1709 Hans Perger, gewester Maister des Pinterhandwerks.
1797 Sebastian Hillpoldt, Salzmagazineur in Leifers.
1816 Jakob Pichler, Bindermeister.
1816 Martin Hofer, Schuhmacher.
1818 Franz Oberauch, Schuhmacher.
1836 Margareth Ranigler, geb. Profaiser, Schneidermeisterin.
1849 Balthasar Eder, Sattler.
1840 johann Plunger, Chyrurg oder Wundarzt. 1922 bauten die Adamwerke unter der Staatsstraße neben dem Brantenbach, Bp. 341/1, eine Seifenfabrik.
1931 durch Kohlenbrenner wird ein Brand auf dem Franzensberg ausgelöst.
1949 entstand unweit des Steinmannhofes neben der Straße die Ölfabrik, Bp. 506, 507. 1958 Klavierfabrik Schulze Pollmann (Näheres dazu im Abschnitt zu den Häusern in Unterau).

Die Tatsache, daß schon um 1580 der gemainePoststeig (die heutige Bahnhofsstraße) genannt wird, läßt auf einen funktionierenden Postbotendienst schließen (Vfb. B. 1582, fol. 659).
Das Haus Bp. 40/2 wurde um 1885 erbaut und beherbergte das k. k. Postamt (1888 Alexander Casagrande). Bis 1903 wurde von hier aus auch die Post für St. Jakob und die Höfe in der Au verteilt. 1903 erhielt St. Jakob ein eigenes Postamt. Seit erhielt ein k. k. Postamt in der sogenanntenMoserhütt beim Bühler.
Da der Talboden von zahlreichen Gräben durchschnitten war, gab es eigene Leute, die dieses Grabenschneiden und auch das jährliche Grabenschwänzen übernahmen. Ein entsprechender vertrag ist uns vom Ochsenfußhof aus dem Jahre 1590 erhalten. Damals haben zwei Grabenmacher aus dem Sulz die Gräben des Hofes geschwänzt.
ObwoW in Leifers kein Kalkstein vorkommt, gab es beim Kalcher einen Kalkofen, von welchem der Hof auch seinen Namen genommen hat. Doch in der Regel wurde der gebrannte Kalk von auswärts herangeführt und am Hof gelöscht. Kalkgruben werden uns an mehreren Höfen belegt.
Völlig verschwunden und vergessen ist der mittelalterliche Ziegelofen in St. Jakob in der Au. Dieser wird im Urbar des HI.-Geist-Spitals von 1420 auf fol. 21, genannt: Der Hilber hat vom Spital eine Wiese, die da leyt neben sandjacobgegen dem alten Zyegel offen .
Völlig verschwunden sind heute die Stampfmühlen. Diese Mühlen waren mit Wasser angetrieben und dienten zum Zerstampfen von Gerste, Loden, Knochen, Salz und anderem. Nur ganz wenige Stampfmühlen sind heute noch erhalten, man muß schon in ein Museum gehen, um ein solches Ungetüm bestaunen zu können.
Meist waren die Stampfmühlen zusammen mit Getreidemühlen unter einem Dach. 1636 wird eine Mühle und Stampf, ober der Pfleg gelegen, erwähnt (Vfb. B. 1649, fol. 163). Wahrscheinlich handelt es sich um die Liechtensteiniscbe Lochmübl, später Welschmühl genannt (Bp. 147). Im Brantental standen eine ganze Reihe von Mühlen. Mühlen wurden dort auch verpachtet: 1608 Michael Heisl, Bestandsmillner imPrantental.Auf Seit gab es trotz der Wasserknappheit sechs Mühlen, die alle am Mühlbachl lagen:Tschuffenerl, Köhl, Müller, Bühler, Fritscher und Ebner. Am Tschueggenbach lag die Mühle des gleichnamigen Hofes. Auch im flachen Talboden standen Mühlen, welche mit einem unterschlächtigen Wasserrad angetrieben wurden. Eine solche Mühle wurde 1506 am Weißhaushof erbaut. Eine weitere stand am Gießen in der Schablau und eine beim Renner.
Manche Mühlen waren sogenannte Metzmühlen, das heißt, daß dort jedermann mahlen lassen konnte, allerdings mußte er dafür einen Teil des MaWgutes abgeben. Eine solche Mühle war die beim Müller auf Seit und die Hof- oder Tommelemühle in Leifers.
Das Gietl auf der Saag (Stampfl) bezeugt dieses alte Gewerbe einer Holzsägerei. Da diese Sägen mit Wasserantrieb funktionierten, wurden sie auch Sägemühlen genannt. Mit Wasser wurden auch die schweren Hämmer der Schmiede gehoben, deren vor allem im Brantental mehrere standen. 1633 Christan Trebinger, Maister desHufschmiedhandwerks im Prantental.Eine solche Schmiede gab es auch zwischen Thurnhaus und Türggbütt im alten Dorf; auch diese wurde mit Wasser angetrieben. Sie wurde auch die Schmiede an der Wegscheidgenannt, weil sich dort die Landstraße und der Weg auf die Reif verzweigten. Der schwere Hammer wurde von einem Wasserrad gehoben und dieses bezog die Kraft vom offenen wasserwaal, der oberhalb der Pfleg vom Bach abzweigte und dem Weißensteiner Weg folgte, bei der Kirche einen Brunnen speiste und durchs untere Dorf floß. Dieses Rinnsal ist 1682 in Holzrohre verlegt worden.
Der Huf- und Wagenschmied war für den damaligen Reiseverkehr, aber auch für die Einheimischen ein besonders wichtiger Handwerker, zu vergleichen mit den zahlreichen heutigen Autowerkstätten. 1585 erkaufte der Pächter am Reinisch vom Flascher eine Schmiede mit Haus und Garten. 1608 Christof Trebmayr, Schmied zu Leifers. 1777 wird beim Anleiter eine verfallene Schmiede genannt.
Am Breitenberg werden öfters Kohlbrennergenannt, so 1629 Adam Fueg auf Hochegg. Auf dem Breitenberg werden außerdem auch Piglbrennerund Lörgetpobrererwähnt. (So stand um 1500 ober dem Hof am Stein eine Piglbütte.)
Für die Bewachung der Obst- und Weingüter war der Saltner zuständig; 1602 wird genannt: Stöffl Neidegger, Saltner zu Leifers.


Verfasst von Georg Tengler und veröffentlicht im Buche "Leifers-vom Dorf bis zur Stadt" im Jahre 1998© by Raiffeisenkasse Leifers



Zurück zum Index